Ressourcenoptimierung im Tiefbau – Tiefbau Magazin

Ing. Martin Schramböck ist Statiker bei Kirchdorfer Concrete Solutions und beschäftigt sich damit, wie möglichst effizient und kostensparend gebaut werden kann. Betonfertigteile, wie sie auch die TIBA AUSTRIA produziert, haben hier in vielerlei Hinsicht die Nase vorn. Im Interview sprechen wir mit dem Experten über die Vorteile von Betonfertigteilprodukten und die Rolle des Statikers bei  der Ressourcenoptimierung. 

Herr Schramböck, wo sehen Sie die Vorteile von Betonfertigteilen und wie spielt hier die Statik mit?
Betonfertigteile ermöglichen technologisch bedingt eine ressourcenschonendere Errichtung von Bauwerken im Vergleich zur Ortbetonbauweise. Dank der Technologie dahinter benötigt man weniger Beton und weniger Bewehrungsstahl. Das bringt Kosteneinsparungen mit sich, ist aber auch im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit die schonendere Methode, um mit Beton zu bauen. 

Nun ist es so, dass der Statiker für ein Bauwerk oder ein Betonfertigteilprodukt viele, den Materialbedarf bestimmende Aspekte zu berücksichtigen hat. Da wären zum Beispiel Verordnungen durch den Gesetzgeber, Regeln der Technik, die unveränderbaren Gesetze der Physik und Mathematik und schließlich auch die Vorgaben vonseiten des Bauherrn. Den größten Hebel, Ressourcen einzusparen, hat hier der Bauherr, denn der bestimmt die Leistungsanforderungen in seiner Ausschreibung. Der Einfluss des Tragwerksplaners bzw. Statikers wird aufgrund der Unzahl an technischen Regelwerken immer geringer. 

Welchen Grund hat es Ihrer Meinung nach, dass der Statiker nicht mehr so viel Einfluss ausüben kann?
Das ist ganz einfach zu erklären: Die Vorschriften sind über die letzten Jahre rasant gestiegen. Es gibt inzwischen eine Unzahl an europäischen technischen Regelwerken, sodass der Interpretationsspielraum des Statikers bzw. Planers sehr eingeschränkt ist. Auf europäischer Ebene hat das durchaus Sinn, besonders volkswirtschaftlich gesehen, denn es ist ein großer Vorteil, wenn alle die gleichen Spielregeln haben. Der überwiegende Teil des Ressourcenbedarfs bei der Errichtung von Tragwerken wird durch die technischen Regelwerke bestimmt. Natürlich können auch der Bauherr und der Tragwerksplaner im Rahmen ihrer jeweiligen Ermessensspielräume Beiträge zum schonenden Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen leisten, indem Normforderungen erfüllt, aber nicht übererfüllt werden. Innerhalb der Kirchdorfer Concrete Solutions arbeiten wir durchgängig mit Blick auf eine möglichst effiziente Nutzung der Ressourcen bei der Produktion unserer Betonfertigteile. 

Was ist der große Vorteil von Betonfertigteilen im Vergleich zur Ortbetonbauweise?
Betonfertigteile haben der Ortbetonbauweise meiner Ansicht nach viel voraus, denn durch die witterungsunabhängige Produktionsweise können höhere Qualitäts- bzw. Leistungsziele erreicht und die Gesamtbauzeiten verkürzt werden. Fertigteile reißen beim Abfließen der Hydratationswärme in der Regel nicht, sodass auch keine zwangsrissbeschränkende Mindestbewehrung benötigt wird. Im Gegensatz zu Ortbetonschächten kann daher abhängig vom statischen System bei Fertigteilschächten gänzlich auf den Bewehrungsstahl verzichtet werden. Vergleicht man wasserundurchlässige Betonbauwerke, so können mit der Fertigteilbauweise die Leistungsanforderungen mit rund 30 % weniger Beton und Bewehrungsstahl im Vergleich zu Ortbeton erfüllt werden. Die Energie- und Kosteneffizienz schlägt hier eindeutig zu Buche.  

Nun ist es so, dass in vielen Bereichen ja bereits zu Betonfertigteilen gegriffen wird. Wo sehen Sie noch Optimierungspotenzial, um noch ressourcenschonender zu arbeiten?
Kosten und Ressourcen werden weiterhin entscheidend sein. Dort, wo Fertigteile aus Beton technisch verwendbar sind, werden sie auch verwendet – und das aus gutem Grund. Meiner Meinung nach haben Ausschreibende hier den größten Hebel, Ressourcen einzusparen und dadurch bereits schon morgen einen positiven Umwelteffekt zu erzielen. Die technischen Möglichkeiten von Fertigteilen können noch weiter ausgereizt werden und dennoch können alle Qualitätsansprüche erfüllt werden.  

Lieber Herr Schramböck, vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch!  

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